Seit kurzem summt und brummt es mächtig auf dem Werksgelände von Bien-Zenker in Schlüchtern. Die 18 Bienenvölker sind in ihr „Bienen-Begegnungshaus“ eingezogen und schwärmen bei sommerlichen Temperaturen aus, um auf den Wiesen und Wäldern in der Umgebung ihrer Arbeit nachzugehen. Wir haben die fleißigen Bienen und das Bienen-Begegnungshaus besucht, das als sichtbares Zeichen einer bundesweiten Aktion zur Rettung der Bienen gebaut und am Tag des deutschen Fertigbaus 2018 eingeweiht wurde.
Haus mit großer Signalwirkung
Vorbei an dem Verwaltungsgebäude und den noch größeren Produktionshallen führt der Weg zu dem im Vergleich recht bescheidenen Bienen-Begegnungshaus auf grüner Wiese. Etwa sieben mal sechs Meter misst das schmucke Holzgebäude, dessen Bedeutung nicht in der Größe, sondern in seiner Signalwirkung liegt. Es soll die Menschen für das ernste Problem des Bienensterbens sensibilisieren und dazu anhalten, etwas dagegen zu tun.
Bienen weltweit gefährdet
Die Situation ist bedrohlich und beängstigend gleichermaßen: Während bereits viele andere Insektenarten ausgestorben sind, ist auch der Fortbestand der Bienen weltweit gefährdet. Wir alle sind aufgefordert, etwas gegen das Artensterben zu tun. Der Mensch hat eine ökologische und ethische Verantwortung!
Wir brauchen die Bienen
Für diejenigen, die dennoch eher für die ökonomische Seite interessieren, dem sei gesagt: Rund 80 Prozent aller heimischen Wild- und Nutzpflanzen sind angewiesen auf die Arbeit der Bienen. Das gilt für Wälder gleichermaßen wie für Obstbäume, Sonnenblumen oder Erdbeeren. In diesem Zusammenhang beziffern Agrarökonomen der Universität Hohenheim die Wertschöpfung durch die Bestäubungsarbeit der Honigbienen in Deutschland auf schätzungsweise 1,6 Milliarden Euro pro Jahr.
Wissenschaftliche Begleitung
Auf einer Bank beim Bienen-Begegnungshaus sitzt am Tag der Einweihung Terra Pasqualini und ist offenbar ganz hingerissen von dem Projekt. „Ist das nicht schön?“, fragt er rhetorisch und kann sich kaum satt sehen an dem Holzbau und den emsigen Bienen. Pasqualini ist Vorstand von Mellifera e.V., dem renommierten wissenschaftlichen Beratungspartner der Initiative „Bienen schützen - Zukunft sichern“, die Bien-Zenker ins Leben gerufen hat.
Initiative gegen dramatisches Bienensterben
Initiator der „
Initiative von Bien-Zenker und Freunden“ ist Jürgen Hauser, Geschäftsführer des Fertighausunternehmens. Er sah eine eindringliche Fernsehdokumentation über das dramatische Bienensterben und fasste spontan den Entschluss, sich für das Überleben der Bienen zu engagieren. „Der Schutz der Bienen ist mir inzwischen zur Herzensangelegenheit geworden“, sagt er, und man spürt, dass es ihm wirklich ernst ist mit der Sache. Die Initiative will Unternehmen in ganz Deutschland für den Bienenschutz gewinnen und bekommt dabei die Unterstützung des Fußballbundesligisten TSG 1899 Hoffenheim, der die Schirmherrschaft übernommen hat; mit an Bord sind auch bereits mehrere Unternehmen mit klangvollen Namen wie Knauf, Sto und Mercedes Benz Energy.
Nah der Natur
Im Bienen-Begegnungshaus riecht es ganz toll nach frischem Holz. Das Gebäude mit rund 28 Quadratmetern Grundfläche ist wunderbar hell und von oben scheint die Sonne durchs offene Dach. Von den Bienen selbst sieht man hier drin zwar nichts, aber das vieltausendfache Summen lässt einen hören, dass man hier ganz nah der Natur und sozusagen auf du und du mit den fleißigen Insekten ist.
Unterstützer sind Feuer und Flamme
Geplant hat das Bienen-Begegnungshaus der Bien-Zenker Architekt Heiko Müller. Er entwickelte das Gebäude aus den natürlichen Sechseckformen einer Bienenwabe heraus und ließ bei Planung und Ausführung sehr viel Wissen über das artgerechte Leben und „Arbeiten“ der für Ökologie und Ökonomie so wertvollen Insekten einfließen. So entstand die Form eines Hexagons mit offenem Atrium. Errichtet hat man es wie Bien-Zenker Kundenhäuser als Fertighaus in Holzständerkonstruktion. Und Firmenchef Hauser strahlt, sichtlich erfreut darüber, dass mehr als 20 namhafte Unternehmen den Bau des Bienen-Begegnungshauses ideell und materiell unterstützt haben. „Jeder, mit dem ich darüber geredet habe, ist Feuer und Flamme für das Projekt“, betont er.
1 Million Bewohner im Fertighaus
Das Bienen-Begegnungshaus hat weit mehr Bewohner als alle 80.000 Bien-Zenker Häuser zusammen. Die insgesamt 18 Völker werden bald rund eine Million Bienen zählen! Profi-Imker Michael Sperzel aus Schlüchtern kümmert sich um sie und rechnet mit einer Honigproduktion von etwa 800 Kilogramm Honig pro Jahr; ein hübscher Ertrag, der allerdings von untergeordneter Bedeutung ist. Im Vordergrund stehen wie gesagt Information und Sensibilisierung einer breiten Öffentlichkeit für das Problem des Bienensterbens und den damit verbundenen ökologischen und ökonomischen Bedrohungen.
Kostenlose Bienen- und Blühpatenschaft
So steht das Bienen-Begegnungshaus auch dauerhaft Besuchern offen. Willkommen sind Einzelbesucher, aber auch Gruppen wie Vereine, Schulklassen und so weiter. Alle Bien-Zenker Bauherren bekommen übrigens zu ihrem neuen Haus eine dreijährige, kostenlose Bienen- und Blühpatenschaft – sowie ein Glas Bien-Zenker Honig pro Jahr.
Nachhaltigkeits-Infopfad geplant
Hoffen wir, dass es – auch mit Hilfe des Bienen-Begegnungshauses gelingt, möglichst viele Unternehmen, Organisationen und Privatleute zu erreichen und gegen das Bienensterben zu mobilisieren. In diesem Sinne dürfen wir auch schon sehr gespannt sein auf einen geplanten Nachhaltigkeits-Infopfad rund ums Bienen-Begegnungshaus herum. Selbstredend werden wir auch darüber im Blog berichten, wenn er im Herbst 2018 fertig sein wird.